Freitag, 15. Dezember 2023

Ich bin krank

Du fühlst dich wie ein Alien
Und es ist so verdammt eng hier drin, wann hört das auf?
Du hältst dich fest an dei'm leeren Drink
Doch wenn du jetzt meine Hände nimmst, bring' ich uns hier raus 


Es ist passiert... Das Leben hat mich geschafft.
Ich weiß nicht, wie es soweit kommen konnte. Doch doch, das weiß ich schon. Entgegen aller Meinungen von außen habe ich nicht das supertolle Leben in dem ich (weil ich ja Home Office mache und einen Hund habe) so super viel Zeit für mich übrige habe, sondern in den letzten (vor allem 2 ) Jahren einfach so viel mehr geleistet als menschlich gewesen ist, dass mein Körper jetzt... Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll. Entweder schwenkt er die weiße Fahne oder zeigt mir den Mittelfinger. Oder - und das trifft es vermutlich am besten - erst das eine und dann das andere.
ich war Ende 2022 schon soweit, dass ich Fehler auf der Arbeit machte, die mir sonst niemals passiert sind. Wirklich niemals! Meine Chefin meinte kurz vor Weihnachten, dass sie merkt, bei mir sei "die Luft raus". Ich wusste das selbst, ich hab's ja gemerkt, doch es von ihr zu hören tat trotzdem irgendwie weh. Vermutlich vor allem deswegen, weil ich's mir nicht eingestehen konnte. Ich weiß, dass viele denken, dass mein Leben voll easy und entspannt sei, weil es auf Social Media ja so aussieht... Aber das ist eben nicht das Real Life. Das ist mein Leben, das ist mein Social Media. eine digitale Möglichkeit mich die guten Momente zu erinnern, weil es eben genügend ungute gibt. An schlechten Tagen nehm' ich mir manchmal die Zeit und schau mir meine eigenen Highlight an. Weil sie eben genau das sind. Highlights...
Anfang diesen Jahres wurde es nach einer nicht sonderlich sinnlichen Weihnachtszeit, in der ich mich auch nicht wirklich vom Jahr erholen konnte, auch nicht besser. Leider... Der Start ins Neue Jahr lief also genau so schleppend weiter, wie das alte endete. Da fraß ich etwas Ungutes durch mich durch... Ich war unkonzentriert, fing an meinen Job scheiße zu finden, schluderte und prokrastinierte, nur um mich nicht weiter damit beschäftigen zu müssen. Eine Deadline aufgeschoben und die nächste verpasst und so zog sich meine pure Effizienz zurück ins Nirwana.
Ende Februar war dann dieser eine Morgen. Ich war ausgelaugt, schlief seit Monaten kaum noch mehr als 3-4h in der Nacht, fühlte mich regelmäßig wie vom Trecker überfahren und machte mir obendrauf unglaublich viel Druck, weil ich nicht mehr so funktionierte wie sonst und es demnach nicht mehr so lief wie sonst. Nicht wie geschmiert - trotz Stress. Der Punkt, an dem ich mir eingestehen musste, dass es mir nicht (mehr) gut ging, kam am 22.02.2022. Es dauerte eine geschlagene halbe Stunde, bis ich meinem Mann gegenüber unter Tränen diesen einen Satz sagen konnte. "Ich fühl' mich einfach nicht gut." Warum grade da? Ich hatte an diesem Morgen ganze 3 Mal versucht mir meine Schnürsenkel zuzubinden. Ich konnte es nicht... und warf meinen Schuh in die Ecke.

Ich wusste Mittwoch bis Freitag krank machen, würde mir nicht helfen... Karenztage waren also keine Option. Ab zum Arzt... BURNOUT. Der Doc war erst seit kurzem da, doch mein sonst so sensibles Bedürfnis nach Vertrauen spielte keine Rolle mehr. Ich hatte keine Kraft ihm nicht zu vertrauen, auch wenn ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Zu meinem Glück, verstand er mich und nahm sich die Zeit für mich, die ich brauchte. Er fragte, wie ich mich fühle... und ich hab fast eine Stunde nur geweint. Ich hab ihm alles erzählt. Einfach ALLES. Ich glaub er wird mein Gesicht nie vergessen....

Die junge Frau, die...
- 3 Jahre lang das Kind einer anderen erzogen hat,
- täglich 3 verschiedene Gerichte zum Frühstück und Abendessen zubereitet hat,
- 2 Jahre lang den Job für 2 gemacht hat und
- somit 2 Jahre in Folge einen Firmenbereich über's Jahr gerettet hat, der sonst untergegangen wäre
- täglich von 05:20-22:00 nicht eine einzige Minute nichts getan hat oder Zeit für sich hatte
- (min!) 5x wöchentlich zum Sport gegangen ist, um sich noch irgendwie um sich selbst zu kümmern
- die täglich 2 große Gassi-Runden gemacht hat, weil sie versprochen hat, es gut zu machen
- neben ihrem Vollzeitjob ein Jahr lang versucht hat die Selbstständigkeit ihres Mannes zu supporten
- immer versucht hat ein Vorbild zu sein
- und ihren Neffen und ihre Nichte 7 Monate lang nicht zu Gesicht bekommen hat
nun vor ihm saß, wie ein Häufchen Elend.  

Er verstand meine Situation und dass es einfach nicht mehr ging. Er schrieb mich ad hoc 2,5 Wochen krank und riet mir auch wirklich mal woanders hinzufahren. "Die sächsische Schweiz soll schön sein" hat er gesagt. Ich war zunächst erleichtert, dass ich erstmal eine Auszeit bekam und gleichzeitig völlig desillusioniert. 2,5 Wochen! Wie sollte ich denn so lange nichts tun? War waren so viele Stunden, in denen ich so unendlich viel hätte tun können. So viel Sinnvolles. Mehr als ein halber Monat Zeit ohne meinem Job nachzugehen... Ich realisierte das gar nicht und war - egal wie erschöpft ich war - weiterhin
 um 05:20 Uhr wach. Hellwach. Also fuhr ich eine Woche später in die sächsische Schweiz. Es war schön, aber so schön jetzt auch wieder nicht.^^
Ich fing erst am Ende der 2,5 Wochen langsam an zu realisieren, dass ich eben NICHT die 16,5h die ich tagsüber wach war, unter Strom stehen musste. Das sagte ich dem Doc als ich ihn gegen Ende der ersten Krankschreibung wieder sah und er sah das auch. Er schrieb mich erneut 2 Wochen krank. Diesmal war die Desillusionierung nicht ganz so hart. Ich hab kommen sehen. Ich versuchte meine tage so zu gestalten, dass sie mir Freude machten und teilweise klappte das auch, aber nach der nächsten 1- wöchigen Krankschreibung wollte ich wieder arbeiten, weil nach 6 Wochen a) das Geld weniger wird und ich b) als guter deutscher Arbeitnehmer natürlich auch voll das schlechte Gewissen hatte, meine Chefin so lang im Stich zu lassen.

Meine Leistungsfähigkeit und die Einstellung zu meinem Job wurde nach dieser stümperhaften 6-wöchigen Ruhepause nach meinem Burnout natürlich nicht auf wundersame Weise wieder so wie vorher. Ich schleppte mich wieder in meine vergiftete Arbeitsatmosphäre, zu meiner mittlerweile verhassten Chefin, die mir nach fast 6-wöchigem Ausfall, ohne zu wissen was passiert ist, auch noch kackendreist ins Gesicht sagte "Tja, Das Leben passiert halt!" und meine Motivation und Arbeitsmoral so vollends zerstörte... Und wir merken mal an: Ich hätte ja auch überfallen und vergewaltigt worden sein oder meine Eltern samt Elternhaus bei einem Brand verloren haben können... Nur mal so by the way. Aber egal, passiert halt. Von einer 25-jährigen kann man halt auch nicht erwarten, dass sie weiß wie man Mitarbeiter kompetent führt.
Der Sommer kam, ich versuchte mich trotz allem um mich zu kümmern, aber etwas war einfach anders als sonst. Diese "hyperindependent woman", die ich eigentlich war, die war irgendwie nicht mehr da. Dieser leistungsstarke, quasi unverwundbare Avatar, den ich über Jahre kreiert hatte, hatte nicht nur einen Riss in seiner harten Schale, sondern einen Gletscherspalt biblischen Ausmaßes und das weiche Innere im Kern lag jetzt quasi offen da. Das Jahr 2022 hatte mich gebrochen. Ich war kaputt.
Diese Erkenntnis trifft noch heute hart, fast ein Jahr später. Die Angststörung kickte in dieser immer noch irgendwie akuten Stress-Situation erst so richtig. Ich hatte mehrere Panik-Attacken im Sommer. 3 Mal in der Öffentlichkeit, was vorher noch nie vorgekommen ist und bei einer war ich ganz allein. Sterben auf offener Straße war das. Und das aller schlimmste, waren die 3 Radfahrer, die mich ohne einen Funken des sich Kümmerns passierten, während ich hyperventilierend und zittern am Rand des Radweges saß und mich auf den Knien noch halb auf dem Weg sitzend an meinem Rad festhielt.


Hältst das nicht aus, alles viel zu laut
Es läuft „Macarena“, du willst einfach nur nach Haus
Ja, ich bin für dich da, hab' alles schon bezahlt
Kein Geld mehr für Uber, doch wir fahren mit dem Rad

Als der Headhunter anrief und mich fragte ob ich zufällig an einem neuen Job interessierte wäre, hätte mein "Ganz zufällig bin ich das!" nicht euphorischer klingen können. Nach einem live-Gespräch mit meiner Chefin, die mir ans Herz legte meine Stunden zu reduzieren und mich noch dazu die Hälfte der restlichen Zeit aus meinem geliebten Home Office wieder ins Büro schicken wollte, war der Drops für mich dort final gelutscht. Statt ihr nach meinem Urlaub Ende Juli zu sagen wie viele um Stunden ich kürzen möchte, schickte ich am letzten Tag meine Kündigung raus, da ich schon den Arbeitsvertrag der neuen Firma unterschrieben hatte. Es folgte eine Freistellung für die nächsten 4 Wochen, die ich nochmal gut gebrauchen konnte. Doch statt diese mit meinem Urlaub 5 Wochen intensiv für mich zu nutzen, mich zu erden und Kraft zu tanken, für die neue Herausforderung, die ich nicht nur angehen, sondern in der ich aufgehen wollte, musste ich mich mit Lügen, Beichten und dem daraus resultierenden Misstrauen rumschlagen. Das Vorjahr klebte irgendwie wie Scheiße an meinem Hacken und wollte einfach nicht abfallen. Und das Jahr war schon zur Hälfte rum. Eigentlich konnte ich mehr, aber ich dachte die neue Aufgabe würde meine Leben schon wieder in geordnete Bahnen lenken. Doch das tat es nicht.

Bereits am 4. Tag zitierte mich der sich als cholerischer Narzisst entpuppende neue Chef in sein Büro, wo dann Tränen liefen und die nächste Panik-Attacke kickte. Weil ich sie mit aller Macht zu unterdrücken versuchte, folgten 4 weitere kleine in der Bahn auf dem Heimweg. Der Druck war groß, die Last auf meinen Schultern schwer, mein Nacken schmerzte wie lange nicht mehr. Nach der 2. Woche kündigte die erste, nach einem cholerischen Rundumschlag von Chef in unser aller Mittagspause. Nach dem Anschreien am Telefon, bei dem das komplette Kollegium unser Gespräch durch das Headset verfolgen konnte, wuchs mein Unmut dort hinzufahren. Nach 4 Wochen, ging die Kollegin mit der ich zusammenangefangen hatte, meine private Situation war zu diesem Zeitpunkt auch nicht die beste. Ich nahm Urlaub, arbeitete noch 4 Wochen, fing an jeden Tag im Office mehr zu hassen und wurde krank... 

Wärst du 'ne Farbe, würd ich sagen: „Bunt“
Doch neben dir läuft dieser schwarze Hund
Ich seh' ihn ganz genau, er färbt dein Wesen grau 


Mittlerweile war es November. Vor einem Jahr bekam ich eine neue Chefin und die Abwärtsspirale startete. Nach Ärger & Stress, einigen Panik-Attacken, vielen Tränen und endlosem Gedankenkreisen in der Nacht um die Millionen Sorgen, die ich hatte, war 2022 einfach zu 2023 geworden - nur quasi in noch schlimmer. Ich hätte nicht gedacht, dass das geht. Aber ich hätte auch nie gedacht, dass jemand wie ich, jemand der immer die Macherin war, die die alles allein hinkriegt (und das auch noch super) eines Tages mit Burnout krankgeschrieben Zuhause sitzt und sich die Schuhe nicht zubinden kann. Und da kommen wir zu einer der wichtigsten Erkenntnisse, die ich dieses Jahr gewonnen habe:

Denke niemals, es kann Dir nicht passieren.

Und am 08.11.2023 war es dann wieder soweit. Ich weinte morgens in meinen Kaffee, nachdem ich 3h geschlafen hatte und schon 3x auf dem Klo war. Erneut kam der Arzt ins Spiel... Das Spiel ging von vorne los. Akute Stress-Situation. Ich war drauf und dran zu kündigen, ohne etwas im Backend zu haben. Ich wollte nur noch raus, ich wollte das endlich aufhört... Der Arzt verstand mich, nach der Schilderung meines Arbeitsklimas und meint, ich soll es drauf ankommen lassen. Sollen die mich doch kündigen - das erspare mir die Sperre beim Arbeitsamt. Ich war so froh, dass er auf meiner Seite stand. Die stocksteifen Speichellecker in Berlin haben wie es aussah bereits auf einen Grund gewartet die Unkonventionelle (die sie ja unbedingt wollten und mir deswegen so viel Geld zahlten) wieder loszuwerden, weil sie doch "zu anders" war. So kam rein rechnerisch einen Tag nachdem die meine Krankmeldung gesichtete haben auch schon die Kündigung ins haus geflattert. Endlich... Es war vorbei! 

Du bist blass, du bist leise
Voller Hass, alles scheiße
Und das schon seit 'ner Weile
Du bist wach, du bist müde
Ganze Nacht Panikschübe
Keinen Frieden, nur Kriege

Doch irgendwie stellte sich kein Gefühl der Besserung ein.
Ich fühlte mich... nicht mal schlecht. Eher etwas traurig und leer. Vor allem leer. Malen gab mir eine Zeit lang Kraft, so wie der Sport auch, aber bereits nach Kurzem war auch das eher eine Pflichterfüllung um meinen Gesundheitszustand zu verbessern. Wie wenn man Kindern sagt, dass sie Gemüsen essen müssen.

Mir ist schon aufgefall'n, dass du nicht mehr alleine kommst
Ich seh' seine großen Krall'n und weiß, du kannst nicht sein wie sonst
Du hast dich wirklich schwer verändert
Du wirkst auf einmal wie ein Fremder


Ich bin nicht mehr ich... Und das habe der Ärztin bei meinem dritten Arztbesuch während des neuen (und mittlerweile auch schon wieder alten) Jobs auch gesagt - unter Tränen, wild schluchzend und kaum in der Lage einen Satz zu sprechen. Und dann sagte sie etwas, was ich schon seit ein paar Wochen vermutete habe. "Sie sind ja schon schwer depressiv, da müssen wir was machen!"
Und jetzt bin ich in Besitz eines Einweisungsschein... weil ich teilweile 4 Tage brauche um mich dazu aufzuraffen, die Wäsche abzunehmen. Eine Sache, die ich sonst mache, während das Essen für meinen Mann kocht - in meiner Mittagspause. Jetzt möchte ich spät aufstehen, eigentlich nur eingekuschelt in meine Decke oder der Wanne liegen und hoffen dass diese Gefühl nutzlos zu sein und an nichts mehr wirklich Spaß zu haben wieder verschwindet. Ich hab keine Ahnung wann ich das letzte Mal so richtig gelacht hab...

Ganzen Tag nur im Bett
Keiner da, der das checkt
Und du fühlst dich wie Dreck
Willst nicht raus, nicht bewegen
Übers Chaos gar nicht reden
Du bist immer dagegen

Ich hab das alles mal aufgeschrieben, weil ich gehofft habe, ich könnte dann sagen "Es fühlt sich gut an" aber das tut es nicht. Ich fühle gar nichts. Eine Depression zu haben heißt nicht zwingend traurig zu sein. Man kann auch einfach gar nichts fühlen. Sich nicht fühlen. Sich nur nutzlos vorkommen, weil man nichts mehr schafft. Zumindest das Gedanken-Karussell lässt sich stoppen, wenn man die richtigen Medikamente nimmt. So kann ich zumindest schlafen. Jetzt warte ich auf einen Therapieplatz in der Klinik, die sowohl Angststörung als auch Depression aus meinem Leben streichen. Ist ja nicht so als hätte ich seit Sommer nicht nahezu jeden Psychiater im Umkreis von 50km angeschrieben und um Hilfe gebettelt. Manchmal braucht es tatsächlich erst den Einweisungsschein von jemandem der Dich wirklich ernst nimmt und Dich fragt ob Du Dir was antun willst, um endlich Hilfe zu bekommen.
Ich weiß nicht, ob ich darüber berichten werde, wie es hier weitergeht. Wir werden sehen.


Vielleicht fangen die Beiträge dann an mit: "Hi. ich bin Cera."... "Hallo Cera"

Dienstag, 14. November 2023

20 Laternen

 Auch wenn uns manchmal Welten trennen,
ich trag Deinen Namen, trag Dein letztes Hemd.
Du hast mir Laufen beigebracht - schau wie ich renn!
Und wenn Du fragst ob ich noch bleib,
sag ich wieder mal mir fehlt die Zeit.
Hoff Du weißt das: Ich geh' meinen Weg.
Aber niemals allein.


Und schon wieder ist es passiert: Ein Lied, das die Inspiration in mir geweckt hat. Und das ist einfach so hart untertrieben, wie es nur sein könnte. Dieses Lied ("12 Laternen") hab ich das erste Mal am letzten Wochenende auf dem Heimweg gehört. Also nicht auf dem Heimweg in meine/unsere Wohnung (Krass - ich merk grade, dass ich eigentlich nur "meine" sagen wollte, aber ich weiß, dass Du Teil davon bist... und ich das gut finde. Auch wenn ich es manchmal mehr zeigen könnte), sondern auf dem Weg in meine Heimat. In dem Song geht es um die Beziehung des Sängers zu seiner Mutter. Rührend! So rührend, dass ich geweint hab, während mein Mann neben mir auf dem Beifahrersitz schlief. Ein Wunder dass er nicht aufgewacht ist, so wie wir uns fühlen und so wie diese 2:53min meine emotionale Welt erschüttert haben.
In diesen nicht ganz drei Minuten, sind mir so einige Dinge glasklar geworden. Ich bin (leider Gottes) nicht mehr 3, 4 Jahre alt... und meine Mutter schon lange nicht mehr die Heldin, die meine Kuscheltiere wieder heile machen und jedes Wehwehchen behandeln kann. 
Es liegen nicht nur 200km zwischen uns, seit ich weggezogen bin, sondern auch Welten, seit ich mich gegen Kinder entschieden habe. Das hat eine Lücke in unserer Band geschnitten. Diese Entscheidung hab ich mit 27 getroffen und ihre Reaktion darauf, als ich das zum ersten mal geäußert habe, war, dass ich das noch gar nicht wissen könnte. Warum nicht? Weil 27 quasi noch wie 7 ist? Weil das nicht erwachsen oder weise genug ist? Weil ich ich zu jung bin um das entscheiden zu können - ohne das zu bereuen? Oder weil es einfach nicht das ist, was sie an meiner Stelle tun würde? Weil es nicht das Leben ist, dass sie sich für mich vorgestellt hat? Tja, ich hab aber meine eigene Vorstellung! Ich glaube ihr ist nicht klar, dass es mein gutes Recht ist, mein Leben anders schön zu finden als sie ihres. In meinem Leben - sofern es mich glücklich und zufrieden machen soll - ist einfach kein Platz für Kinder. Da sind keine zusätzlichen Nervenreserven für Windeln, Schnotternasen und Tobsuchtabfälle. Keine extra Abwehrkräfte für Hormonkeulen,  Kitakeime und Teenieprobleme. Ich stelle mir ein glückliches Leben einfach anders vor.

Ruhig...

Mit Menschen, die nicht noch 10 Jahre brauchen, bis ich ihnen die Worte, die ich nutze nicht mehr erklären muss. Mit Unternehmungen, die ich machen kann, wenn ich es will und lassen, wenn nicht. Ich möchte nicht den Dino-Park besuchen oder rosa Schleifchen an Kleider nähen. Ich möchte keinen Laternenumzug mit den Nachbarkindern planen und keinen Kuchen für den Weltkindertag backen. Ich möchte mit meinem Hund eine Stunde schweigend draußen sein und mich trotzdem blind mit ihm verstehen können. Ohne ein Wort. Ich möchte oft zum Sport und wenn ich Bock drauf hab auch  morgens und abends, ohne darauf warten zu müssen, dass irgendjemand auf das Baby aufpassen kann.
Ich wünsche mir ein Leben, dass ich so gestalten kann, wie ich es möchte - ohne dass mich jemand dafür verurteilt... nur weil es nicht so ist wie das eigene. Und am meisten wünsche ich mir, dass meine Mutter wenigsten versuchen würde mich zu verstehen...
Aber das tut sie nicht. Ich glaub sie versteht nicht, dass ich einfach so anders bin als sie. Und das Schlimme daran ist, ich glaub, selbst wenn sie alles wüsste, was ich durchgemacht habe, würde sie das nicht. Sie ist die letzte der ich von meiner Therapie erzählt habe und sie wird niemals erfahren, dass diese Therapie nötig war, weil ich vergewaltigt wurde. Sie hat keine Ahnung, wie lang ich mit mir gekämpft hab, bevor ich feststellen musste, dass ich mir allein nicht helfen kann, egal wie gut ich mich und meine Gefühle kenne. Sie weiß nicht, was für eine enorm große Leistung es ist, mit meiner Geschichte eben nicht zu denken, dass man nicht gut genug ist.
Ich weiß, dass ich schon als Kind immer versucht hab alles richtig zu machen - nur geklappt hat das oft nicht. Ich bin oft VOR dem Essen nochmal zur Toilette gegangen, weil man sowas nicht macht, wenn man erstmal am Tisch sitzt, und weil ich ja eh gerade auf dem Weg war, hieß es dann oft ich solle schon mal den Tisch decken oder sonst irgendwas helfen... Ich ging aber erst auf's Klo - wie geplant - und dann hieß es für den Rest meines Lebens ich würde mich drücken und (das werde ich niemals vergessen!) "Du bist  faul wie Schifferscheiße!"
Ja, das muss erstmal sacken, oder?! Ist jetzt nicht so, dass wir so'n Assi-Haushalt gewesen wären und ich da á la Mathilda völlig fehlplatziert gewesen wäre. Gar nicht. Darum war ich vermutlich auch so schockiert damals und darum hat mich das sicher auch so geprägt. Heute bin ich erwachsen und selbst darüber verwundert, dass ich nicht ständig denke, dass ich etwas nicht kann oder nicht gut genug bin. Das ist aber ehrlich gesagt nicht der Verdienst meiner Eltern. Ich wusste immer selbst, wenn ich mein Beste gebe, wird es gut genug sein. Ja, in Mathe war ich trotzdem schlecht und auch da hieß es dann wieder "Du willst es ja gar nicht verstehen!" Nee, ach?! Kommt das irgendjemandem bekannt vor? Anders als bei meiner Mom war es so aber nicht. Ich erinnere mich noch genau, an einige Wochen am Gymnasium. Mathe war mein schlechtestes Fach und ich dachte nach der vergangenen Mitarbeits-Runde, dass ich jetzt so richtig Gas geben würde, damit ich wenigstens hier eine sehr gute Note abstauben würde. Ich meldete mich immer, wenn ich ein Ergebnis hatte - auch wenn ich mir nicht sicher war, ob es korrekt war. Ich ging immer freiwillig an die Tafel um vorzurechnen und ich machte auch die Zusatzaufgaben, die freiwillig waren. Und einmal  - wir behandelten gerade Vektorrechnung - war ich die einzige (!) die ALLE Hausaufgaben korrekt gelöst hatte. Sogar Peter unser Mathestreber hatte sich verrechnet. Scheiße was war ich stolz auf mich! Und statt der üblichen 7 Punkte (3-) in Mitarbeit, teilte mir die Lehrerin freudestrahlend (als wäre es eine besonders gute Leistung) mit, dass es bei mir dieses Mal 6 Punkte sind. Whaaaat?! Ich hab so viel gemacht wie noch nie und das so gut wie noch nie, weil ich mich wirklich angestrengt hatte, weil ich es eben doch verstehen wollte und bekam noch weniger Anerkennung (eine schlechtere Note) dafür als sonst. Ab da war Mathe für mich gegessen, weil Frau Gabrys (ja, so hieß die pädagogisch echt fehlgeleitete Dame - dazu gleich) genau so war wie meine Mutter. Sie sah einfach nicht genau hin. Sie wusste: Peter kann's, der kriegt ne 1 und ich kann's eben nicht, also spielen wir Roulette mit 3 und 4. Sie konnte mich ja nicht durchfallen lassen, schließlich war in anwesend, machte meine Hausaufgaben und störte nicht. Als ich die einmal vergas und die an diesem Tag  tatsächlich eingesammelt wurden, sagte ich, dass ich sie nicht habe, weil ich sie eben nicht lösen konnte und da meinte die Frau von der man annehmen sollte, dass sie eine pädagogische Grundausbildung und mehr (Gymnasium) genossen hat, doch tatsächlich zu mir, dass es ihr klar gewesen sei, dass ich das nicht kann. Das war der letzte Tag an dem ich Hausaufaufgaben gemacht hab. Ich hab Ihr das damals auch gesagt und mich dafür entschieden, dass ich mir bewiesen hab, dass ich es versucht hatte - und das war gut genug. Mir war scheiß egal was sie dachte, was ich kann. Sie nahm mich noch einmal dran, als es um Hausaufgaben ging und ich sagte Ihr "Ich hab das schon ernst gemeint. Wenn Sie denken ich kann's sowieso nicht, mach ich hier gar nichts mehr!" Ich war gut genug - und sie hat mich nie wieder was gefragt, wenn ich mich nicht gemeldet hab.


So, das war jetzt ein recht lange Exkurs in meine Zeit als Nicht-Mathe-Genie, aber doch williger Schüler und die Tücken des Schubladen-Einstufungssystems. Was ich sagen will: Wenn man so engstirnig und festgefahren in seinen Denkmustern ist, dass man gar nicht bereit dazu ist, auch andere Meinung überhaupt existent sein lassen zu können, dann sollte man eigentlich in keine Interaktion mit noch formbaren Seelen treten. Kinder sind so viel leichter zu verunsichern und so viel einfacherer zu traumatisieren... Die blinden Flecken die sich auf der Seele eines Teenies bilden, werden bis in die erste Midlife Crises unentdeckt bleiben und ohne Therapie - die heutzutage im Grunde ja eigentlich jeder aus einem oder gleich mehreren Gründen braucht - vermutlich niemals angegangen werden.

Irgendein schlauer Mensch hat mal gesagt, dass man andere immer so behandeln soll, wie man selbst gern behandelt werden möchte und das tat ich. Mein ganzes Leben lang hab ich in jeder Lebenslage versucht ein Vorbild zu sein. Ich hab versucht meine Eltern stolz zu machen, ich hab alles für die Jungs und irgendwann Männer (obwohl die im Grunde nie so ganz erwachsen werden...^^) getan, ich treibe viel Sport und ernähre mich gesund UND ich bin die beste Freundin die man sich nur vorstellen kann.
Ich wollte immer alles richtig machen... nur bei dieser einen Sache - dem Kinderkriegen - stellte ich mich gegen die gesellschaftlichen Konventionen und den Erwartungsdruck der von allen Seiten her für dieses Engegefühl in der Brustregion sorgte. Nur bei dieser einen Sache, war ich selbst mir wichtiger, als meine Vorbildfunktion... wobei man sich auch fragen muss: Wer sagt denn, dass es in der heutigen Zeit nicht vorbildlich ist sich als Frau eben dazu zu entscheiden "kinderfrei" (wie man in Frankreich so treffend sagt) zu bleiben? Wer sagt, dass ich kein Vorbild bin, mit der Entscheidung ein selbst bestimmtes Leben zu führen und eine Karriere anzustreben, statt Brei zu kochen und Lätzchen zu waschen? Wer sagt, dass ich nicht trotz einer anderen Meinung als meine Mutter sie vertritt, ein Vorbild für Millionen junger Frauen sein kann? Wer? Ich denke, genau das bin ich trotzdem... Ob sie es nun so sieht oder nicht. Manchmal muss man sich entscheiden. Und ich habe entschieden, dass die Familie die ich gründe (also der Mann, den ich mir aussuche und der Hund, den ich halte) immer wichtiger sein werden, als die Familie, aus der ich komme. Denn der Unterschied ist: Familie kann man sich einerseits nicht aussuchen. Anderseits aber doch.


20 Laternen auf dem Weg zu unserem Haus.
doch die Welt sieht heute anders aus.



Dienstag, 25. Oktober 2022

Gehen oder Bleiben - Ein HornissenNest

(angefangen zu schreiben im Dezember 2021, 
das x-te Mal korrigiert im Oktober 2022)


Seit locker 3 Monaten versuche ich Zeit zu finden, all die sich jagenden Gedanken in meinem Kopf auf (virtuelles) Papier bringen zu können, in der Hoffnung, dass es fortan wenigstens ein klein wenig leiser da oben wird. Heute nehme ich mir diese Zeit, weil ich sie brauche und sich die Gedanken sonst vermutlich wie Ratten durch meine Hirnrinde nach Außen fressen.


Also...

An manchen Tagen tut es mehr weh als an anderen. Vor dem Hintergrund, dass ich wusste, dass das was ich vorhatte eigentlich falsch war, ist es noch rücksichtsloser von Dir, dass Du mich nach einer Woche einfach ersetzt hast, nachdem ich mir 11 fucking Monate lang verboten habe einfach glücklich zu werden. Du hast eine Woche gebraucht um mich aus Deinem Leben zu streichen, während ich fast ein ganzes, weiteres Jahr versucht hab uns zu halten. Manchmal versteh ich meine eigenen Gefühle allerdings auch nicht… Wir wussten alle, dass ich sowieso diejenige sein würde, die irgendwann geht… und trotzdem tut es an manchen Tagen weh zu sehen, wie leicht Du einfach weitergemacht hast. Wie leicht und vor allem wie schnell Du alles weggeworfen hast. Wie ersetzt ich mich fühle - Wahnsinn!
"We used to be giants.
When did we stop?"
Auch wenn wir beide wissen, dass Du damals derjenige warst, der ausgesprochen hat, ob wir unser Kapitel jetzt an dieser Stelle beenden wollen, wissen wir auch beide, dass ich diejenige war, die eigentlich schon Monate zuvor gegangen ist.
 
WARUM BIN ICH GEGANGEN?

Das hab ich mich in den letzten Monaten immer und immer wieder gefragt. Warum habe ich meinen sicheren Hafen verlassen, in dem ich 100 Jahre alt hätte werden können und bin stattdessen auf die weite See hinaus?
An dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich diesen Post schon einmal zu schreiben angefangen habe. Er trug einen anderen Titel, war endlos lang und enthielt so unsagbar viele Anschuldigen, dass jeder der ihn gelesen hätte, sich nicht mehr gefragt hätte, wieso ich gegangen bin, sondern wieso ich überhaupt so lange geblieben bin. Ich wollte nach der gefühlt 1000. Korrektur dieses Posts eigentlich schreiben "Ich versuche mich heute kürzer zu fassen", doch dies wird vermutlich der längste Post den ich jemals geschrieben habe (und schreiben werde)... Ich werde mich NICHT kürzer fassen und genau diese unsagbar lange Liste von klitzekleinen bis mittelschweren Vergehen zusammen zu fassen und zeitgleich erläutern, wieso ich trotzdem so lange geblieben bin. Aber zunächst zum GEHEN.
 
Kurz: Ich bin gegangen, weil DU mich gelassen hast!
 
Lang: Ich bin gegangen, weil  SIE so unendliche viele Male so unendlich viel wichtiger war als ich. Ich bin gegangen weil ich immer nur Deine Nr. 2 sein konnte, egal wie sehr ich mich auch bemühte die perfekte Frau an Deiner Seite zu sein. Ich bin gegangen, weil ich mich stets und ständig entscheiden musste - zwischen mir und Dir. 
Man soll sich selbst der Nächste sein und sich vor allem um sich selbst besonders gut kümmern. Denn wir haben nur uns in diesem einen Körper - das ist unser wirklicher Lebensraum. Das ist schwer, wenn zwei so aufopferungsvolle Partner wie wir aufeinander treffen. Zunächst stellte das kein Problem dar, weil jeder sich für den anderen aufopfert (zumindest dachtest Du das), aber irgendwann kommt der Punkt, an dem man sich mit sich selbst auseinandersetzen muss. Ich weiß, dass Du der Meinung bist, Du könntest das gut und wärst wahnsinnig reflektiert - in Deiner Welt und Deinem Freundeskreis mag das auch stimmen...
Wenn es aber nicht mehr nur darum geht, den letzten Bissen Essen (von den 3 Mahlzeiten die die Frau zeitgleich zubereitet hat) abzugeben und freiwillig zurückzustecken, sondern trotz Ausgangssperre und nicht mehr verfügbaren Freunden mit sich selbst klarzukommen und vor allem auch zu wachsen um weiter zu kommen - weil man eben nicht nur Durchschnitt sein will und schon gar nicht nur durchschnittsglücklich - dann stößt Du schnell an Deine Grenzen. Ich werde nie den Moment vergessen, in dem ich davon sprach, dass ich mein Leben lang lernen, mich weiterentwickeln und wachsen will und Du ganz trocken gefragt hast "Will man das denn? Will man immer wachsen?" In diesem Moment konnte ich mich kurz von Außen und wie eine dritte Person sehen. Konnte sehen, wie ein kleines Licht in meinen Augen erlosch... weil ich wusste, dass Dir durchschnittsglücklich schon immer gereicht hatte - Ich bin also auch gegangen, weil ich realisiert habe: Du würdest niemals mithalten können.

2 Jahre lang hab ich dafür gekämpft, dass Du endlich Deinen Kopf aus ihrem Arsch ziehst. Aber nichts. 2 Jahre, bis zum "Sommer der zweiten Verliebtheit" (Deinerseits) hat es gedauert, bis ihre Meinung, ihre Bedürfnisse, ihre Wünsche von Dir wenigstens mal hinterfragt wurden. Darauf will ich auch gar nicht weiter eingehen, denn das ist a) wie die Büchse der Pandora zu öffnen und b) weißt Du längst um all die Fehler, die Du gemacht hast - denn jetzt (nach mir) versuchst Du alles richtig zu machen. Nur eins noch: Dass ich mich ständig zwischen meiner Heimat und meinem Liebsten entscheiden musste, obwohl es eigentlich anders abgesprochen war - zumindest 1x im Monat - hätte mir viel früher zu denken geben sollen..! 
Bei der Frage warum ich gegangen bin, ging es jetzt viele Zeilen lang um Dich - und Deine Fehler. Jetzt soll es um mich gehen. Warum bin ich dennoch so lang geblieben?
 
Kurz: Weil ich Dich trotz allem geliebt habe

Lang: Ich würde den ersten Satz gern mit einem Statement beginnen. Mit sowas total Dramatischem wie "Ich habe einen furchtbaren Fehler gemacht", aber das impliziert, dass ich mich gleich dafür entschuldigen würde, weil es mir Leid tut. Das macht man eben so - So funktionieren Entschuldigungen nun mal. Man gesteht, dass man einen Fehler gemacht hat, man sagt, dass es einem Leid täte und man beteuert, dass es nie wieder vorkommen wird. Um das Pferd von hinten aufzuzäumen: Ich habe in diesem Jahre eine grundlegende Sache gelernt, die über allen Lehren steht, die ich 2021 gezogen habe. "Sag niemals nie!" Von daher fällt Letzteres sowieso schon mal aus. Und "Leid" tut es mir auch nicht, was passiert ist - zumindest nicht, wenn man daran denkt, was ich getan habe... meinen "Fehler"...

 "Noch nie in meinem Leben...
habe ich gesagt 'Es tut mir Leid.'" 

Aber ja, ich habe etwas "Falsches" getan, das ist schon richtig. Ich habe einen Menschen, den ich einst liebte, zutiefst verletzt, obwohl ich es ebenso gut eben hätte nicht tun müssen. Aber wie kam es dazu? Ich möchte das jetzt endlich mal aufrollen - für mich und auch für Dich, weil ich mir sicher bin: Eines Tages wirst Du den Mut finden, diese Seite wieder aufzurufen. Weil ich noch immer interessant für Dich bin, weil Du neugierig bist und weil ich die krasseste Frau war, die Du je kennengelernt hast und - auch wenn das überheblich klingt (meine Leistungen bestätigen das) - aller Wahrscheinlichkeit nach je kennenlernen wirst.
 
Also fangen wir an!
 
Ich habe "etwas Falsches" getan! (Zumindest in den Augen der Gesellschaft und den Normen und Regeln, nach denen wir alle - oder zumindest 90% der zivilisierten Bevölkerung - leben). Ich habe meinen Freund "betrogen", (auf die Anführungszeichen komme ich gleich noch) weil ich einen anderen wollte und es nicht geschafft habe oder nicht schaffen wollte, früh genug die Reißleine zu ziehen. Ob die Reißleine in diesem Fall der Absprung vom Freund oder das sich Abnabeln vom Neuen/Unbekannten/Aufregenden war, sei mal dahin gestellt. Ich wollte mich schlichtweg nicht entscheiden. Natürlich kam das raus (was ich - wie ich zugeben muss - auch ein wenig provoziert und forciert habe) und wir sprachen wie Erwachsene darüber. Hut ab! Ich bin auch solang geblieben, weil Du mich auch hier einfach gelassen hast. Du hast mich nicht rausgeschmissen, wie es andere getan hätten und Du hast mich, wenn auch aus den falschen Gründen, einfach weiter machen lassen. (An dieser Stelle kurz zu den Anführungszeichen. Du hast mir bevor ich Dich "betrog" auch die Erlaubnis aka den "Dürfenschein" dafür gegeben. In der Küche, mit Handschlag) Ich weiß, dass Du geglaubt, gehofft und Dir mehr als alles andere auf der Welt gewünscht hast, dass das für mich nur eine Phase ist, die ich brauchte, nach der harten Zeit in der ich versucht habe Dich und Dein Selbstbewusstsein aufzupäppeln und dass sie auch wieder vorbei gehen würde. Das kann und konnte ich schon damals verstehen! Einerseits weil ich wusste, dass Du mich genauso sehr brauchtest, wie Du mich liebtest und andererseits weil ich selbst am Anfang auch dachte, dass es nur eine Phase sei und wieder abebben würde. Und dann fing ich an mir das auch noch tiefgehend einzureden - denn ich merkte, dass es eben nicht so war...


Der Rückhalt meines sicheren Hafens, in den ich immer wieder hätte zurückkehren können, bis ich 100 bin, war noch da! Und das Abenteuer, den Wind um meine Nase, hatte ich zusätzlich direkt vor mir und mir bot sich die einmalige Gelegenheit das Leben nicht nur in vollen Zügen, sondern gleich doppelt zu genießen. Das kannte ich nicht. Ich konnte wirklich eine Zeit lang einfach beides haben und mein Gewissen ließ mich, weil mein Freund sagte es sei okay, wenn ich es bräuchte. Und diesen 8 Wochen in denen er es geschehen ließ, in denen das "gut" ging, (zumindest gefühlt und für mich, nicht für meinen Freund - natürlich, der hat gelitten - wen wollen wir hier verarschen?!) waren glaube ich, die glücklichsten meines Lebens. Noch nie hab ich zu meiner Mutter gesagt "Ich bin glücklich"...
Dennoch: Ich habe etwas Falsches getan! Und ich wusste, dass ich mich auf dieses "Falsche" hin bewege. Monate vorher wusste ich wohin die Reise geht. Weil mein sicherer Hafen nach und nach der Anker an meinem Bein wurde - um mal metaphorisch zu bleiben. Egal wie viel Wind in meinen Segeln war, egal wie viel Energie ich eingebracht hatte, irgendwann konnte ich Dich nicht mehr mitreißen und beschloss ohne Dich in See zu stechen. Wenn es so sein soll, würde ich auch ohne Kette zurück finden. Das tat ich. Das tat ich wirklich eine lange Zeit, mit allem Anstand den ich aufbringen konnte. 10, fast 11 Monate lang. Weil ich weiß was sich gehört und weil ich - auch wenn ich gern mein eigener Herr bin - gut im System der Gesellschaft funktioniere. Ich weiß was die Dinge sind, von denen man sagt "Das macht man einfach nicht" und dann... hab ich eines davon trotzdem getan (mit Deiner Erlaubnis!).
Und auch danach, bin ich geblieben, weil ich mich bereits einmal für Dich entschieden hatte und (just in diesem Moment fällt es mir auf!) Dir die Chance geben wollte, mir diese Entscheidung noch einmal zu entlocken. Du warst aber mit der ganzen Welt der Pandemie und dem Unmut aller, zusammen in ein Loch gefallen. Ein Loch an dessen Rand ich stand und Dich rausziehen wollte, während Du lieber dort liegen bleiben und Dich im Staub suhlen wolltest. Nur Staub, nicht mal Dreck - so schlimm war das alles nicht. Und ich bin geblieben! Weil ich wusste Du brauchtest mich. Ich war Dir eine gute Freundin..!
Aber es war irgendwann Zeit zu erkennen, dass nicht Du mein Hafen warst, sondern ich Deiner. DU brauchtest MICH. Und ich konnte nicht gehen und Dich zurück lassen. Da unten, im Loch. Ich musste von Dir hören, dass ich die Hand nehmen konnte, die ausnahmsweise mal mir gereicht wurde - um einfach weiter zu wachsen. Ich musste es von Dir hören. DU musstest mich gehen lassen.
 
Warum ist das alles also so passiert, wie es passiert ist? Weil es passieren musste! 
Weil ich nach 1,5 Jahren Beziehung und einem Dreivierteljahr ohne eine einzige durchgeschlafene Nacht (Du weißt warum!) schon das erste Mal überlegt hab auszuziehen. Weil ich nach 2 Jahren Kampf darum, dass ich endlich Deine Nummer 1 sein kann, endlich mal an MICH gedacht habe. Weil ER mich von Anfang an, seine Nr. 1 hat sein lassen. Weil er an einem stinknormalen Arbeitstag nicht nach 2 Telefonaten und 3 E-Mails auf dem Sofa einschläft, weil ja alles ach so belastend ist, sondern weil er einfach leistet. Genauso viel, manchmal sogar mehr als ich - ohne zu Murren. Weil durchschnittsglücklich ihm nicht reicht und wir beide wachsen wollten - wieso also nicht miteinander?!
Knapp 11 Monate habe ich mit mir gerungen was ich tun soll und mich anständig benommen, weil ich genau das bin und weiß was man eben nicht tut.
Und auch wenn ich -als wir Dank der angeblicher "Pandemie-Situation" gezwungen waren zeitweise zu dritt Zuhause aufeinander zu hocken - die Flucht nach vorne einfach habe geschehen lassen, weil Alleinsein für Dich Silber ist, für mich aber schon immer mehr Wert als Gold war, hab ich mich zuvor ganze 11 Monate zusammengerissen! (BTW: fast ein ganzes Jahr) Weil ich davon überzeugt war, dass diese Zeit nur ein (schlechtes) Kapitel in unserer Geschichte sein wird, das vorbeigehen würde - auch deshalb deshalb bin ich geblieben.


Sooo...
All diese Dinge kann ich heute zusammenfassen und sagen, dass ich jetzt den zweiten Tag in Folge erlebt habe, an dem ich Dich einfach in den Arm nehmen könnte... und in der Lage wäre zu sagen: "Ist wieder gut". Trotz allem was Du gemacht hast. Ich möchte eigentlich mit diesen negativen Gefühlen Dir gegenüber abschließen, aber ich befürchte, dass sie mich ähnlich wie alle die Gedanken von heute (die ich über mehrere Tage aufgeschrieben und über Monate gesammelt habe) nicht in Ruhe lassen werden, wenn ich sie nicht aus meinem Kopf, auf's Papier bringe. Daher sollst Du auch diese Gedanken lesen können - wenn Du willst, bereit und vor allem stark genug dafür bist. Überleg es Dir gut! Reflektiere und denk noch ein x-tes Mal darüber nach ob Du die Wahrheit vertragen kannst... Andererseits scrolle nicht runter. Das ist kein Text aus dem Bienenstock - Das ist ein Hornissen-Nest!

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Der Unterschied zwischen UNS - nach allem was wir gemeinsam erlebt und durchlebt haben - ist,
dass ich den Charakter und die Größe hatte wenigstens „Entschuldige bitte“ zu sagen. Unter Tränen, in der Küche, live! Dir hat es dazu bis heute an Größe gefehlt.

Der Unterschied zwischen UNSEREN BEZIEHUNGEN (von der Tiefe und Intensität des sich einfach blind Fühlens mal ganz abgesehen - das ist etwas, was Du nie verstehen wirst) ist, dass das was in meinem Leben passiert ist, eben einfach passiert ist! Er und ich, wir sind uns einfach begegnet. Du aber hast nach na anderen gesucht! Weil Du genau wie Deine Mutter bist! Und so überhaupt gar nicht mit Dir alleine leben kannst. Ich versteh jetzt auch warum. Ich will ja schließlich auch nicht mehr mit Dir leben… und egal wie sehr Du glaubst Dich selbst gut reflektieren und an Dir arbeiten zu können, wenn Du die Werkzeuge dafür erst googeln musst (aka "Was ist Selbstbewusstsein?"), dann hast Du es nicht verstanden! Leider...
Aber halte Dein Leben und Deinen Schein nach außen hin ruhig so steril, sauber und einwandfrei wie Deine Wohnung. Das alles wird Dir nichts nützen, wenn Du eines (harten) Tages feststellst, dass innendrin wirklich alles einfach Murks ist… weil Du Dir nie wirklich Zeit für Dich und Deine wahren Emotionen genommen hast. Du überschreibst einfach nur. Viel Glück damit! Und ich hoffe, dass Du nach den Freunden, die Du vergrault hast, noch irgendjemanden als Fallschirm übrig hast - denn der Fall wird tief und die Landung hart sein… auch Du kannst nicht immer weich fallen. Und glaube mir: Dein Tag kommt!
  
Und eines Tages wirst Du auch das hier lesen und merken, dass ich schon lange vorher gegangen bin, weil Du mich hast gehen lassen. Du wirst merken, dass auch wenn ich "DEN FEHLER" schlechthin begangen habe, Du ihn mich hast machen lassen... Und das ist auch der (einzige) Grund wieso Du zumindest am Anfang niemandem erzählen konntest "Caro ist mir fremd gegangen!", weil Du mir meinen neuen Freund ja quasi mit ausgesucht hast. Und? Die Erkenntnis kommt, oder? Und? Sie ist Scheiße, oder?! Ich sehe Dich noch in der Küche stehen, nachdem Du mir "die Erlaubnis" ausgesprochen hast und ich Deine Hand binnen Millisekunden ergriffen habe. Wie Du gemerkt hast, dass eigentlich das DER FEHLER schlechthin war. Anstatt ein Mann zu sein und um Deine Frau zu kämpfen, hast Du Dich ganz coronamäßig auf Abstand gehalten und gehofft, dass irgendjemand anderes das für Dich regelt. Aber so ist es ja wohl ganz offensichtlich nicht gelaufen.
    Und um jetzt mal die Fakten zu nennen: Ich habe Dich nicht betrogen! Du hast es erlaubt! Aber man kann sich selbst vor den gemeinsamen Freunden ja viel besser als "das Opfer" verkaufen, wenn man es so erzählt. Aber weißt Du was? Lügen erzählen immer nur diejenigen über andere, die Angst haben, dass diese die Wahrheit über einen selbst sagen.
Vielleicht bist Du jetzt verunsichert, weil Du all das gelesen hast (ich hatte Dich gewarnt^^) und ich vor Weihnachten eigentlich gesagt hatte, ich würde Dir nicht mehr grollen, aber dieser Text ist weit vorher entstanden - ich musste meine Gedanken nur besser ordnen damit die Gewichtung stimmt.
Aber vielleicht bist Du auch einfach verunsichert, weil Dir endlich klar geworden ist, dass - auch wenn ich damals gesagt hab, es fühle sich so an, als würde sich grad alles auflösen und ich alles verlieren - im Grunde genommen Du derjenige bist, der etwas (Großes!) verloren hat - egal womit Du diese Lücke zu füllen versuchst. Ich weiß, jeder versucht auf seine Weise weiterzumachen... (Deine ist halt die für die Schwachen - das ist okay) Aber Fakt ist: Wir hätten gemeinsam ein ganzes Buch füllen können - Doch leider wolltest Du nur ein Kapitel sein.
 
Alles was ich damals von Anfang an wollte warst Du. Dafür hab ich alles andere in Kauf genommen. Und dann? Dann stand ich eines Tages da - mit allem was ich in Kauf genommen hab, ohne Dich, weil Du mit allem anderen mehr beschäftigt warst. Vor allem damit es Deiner Ex-Frau Recht zu machen, die immer wichtiger war als ich...


BIS HIERHIN SUPER!


Wenn man nach einer Trennung direkt in die nächste Beziehung stürzt, dann kann das gut gehen, wenn man mit sich im Reinen ist. Ich war das damals. Ich hatte meinen Lückenbüßer vor Dir, um genügend Abstand zu Deinem Vorgänger zu finden und die Zeit, um mit mir selbst sein zu können. Ich wollte Dich. Du konntest schlichtweg nicht anders, weil Du nicht allein sein kannst. Du brauchtest mich. Das weiß ich jetzt über Dich - und ich weiß auch, dass Du das anders siehst, weil Du lange nicht so refektiert bist, wie Du annimmst.

Sicher, man spricht das eine oder andere Mal vom Verflossenen, aber man stellt ihren Willen (sofern man aus welchen Gründen noch immer Kontakt zu ihnen hat) nicht über den des Partners. DU hast das getan. Sicher, man hat Lieblingsfotos aus der vergangenen Zeit, die man sich erhalten möchte, allein schon um am Glauben festzuhalten, dass die Zeit nicht verschwendet und bei Weitem nicht alles schlecht gewesen ist. Aber man stellt keines dieser Fotos in der Wohnung auf, in der man mit seiner neuen Freundin zusammen lebt. Egal wo, egal aus welchem Grund. Und auch wenn es im Kinderzimmer ist, muss es kein Happy-Family-Bild sein! Es reicht Mama und Sohn, wenn es denn sein muss. Und selbst das muss es nicht. Ich habe das damals aus Kulanz zugelassen, weil ich kein gehässiges Monster aka "die Neue" sein wollte. Aber ganz ehrlich: Hätte es nicht gereicht, wenn Fotos von Vater und Sohn oder Vater, Sohn und neuer Freundin dort gewesen wären? Fotos von Mama werden sicher bei Mama hängen - wo sie hingehören.
Ich hatte Dich darauf hingewiesen, wie verletzend das ist... und nach meiner ersten Dienstreise, total verknallt, eine Woche weg von meinem neuen Zuhause, meinem Hund, von allem was mich gehalten hat... stand Euer Happy-Family-Bild noch immer da. DU hast einfach auf meine Meinung, meine Gefühle, meinen nicht mal dezenten, sondern ganz offensichtlichen Hinweis geschissen. Weil sie schon immer wichtiger war als ich. Das ging 2 Jahre so weiter...
 
Wie ganz am Anfang schon erwähnt: 2 Jahre lang hab ich dafür gekämpft, dass Du endlich mal Deinen Kopf aus ihrem Arsch ziehst. Aber nichts. 2 Jahre, bis zum Sommer der zweiten Verliebtheit (Deinerseits) hat es gedauert, bis Ihre Meinung, ihre Bedürfnisse, ihre Wünsche von Dir wenigstens mal hinterfragt wurden. JETZT möchte ich liebend gern darauf eingehen!
Unser Plan war wenigstens 1x im Monat zusammen in meine Heimat zu fahren. Jedes Mal auf's Neue musste ich mich entscheiden. Mein Freund oder meine Familie, meine Heimat. Ein Vierteljahr ist vergangen bis ich Dir das erste Mal vorgehalten hab, dass Du Dich nicht an Dein Wort hältst... Woran lag's? An ihr. Immer war etwas, immer war sie wichtiger als ich. 
2 Jahre hat es gedauert, bis alles im Internet von Euch verschwunden war. Nicht, dass ich ein Problem damit gehabt hätte, dass Du eine Vergangenheit hast - die hab ich auch - aber dass sie für alle Öffentlichkeit noch immer Teil Deines Lebens war und ich nicht ein einziges Mal aufgetaucht bin... das war schon hart. Mich gab es offiziell gar nicht in Deinem Leben. Sie war halt immer wichtiger als ich.

Ich hab - wie auch schon gesagt - nach einem 3/4 Jahr ohne eine einzige durchgeschlafene Nacht das erste Mal überlegt auszuziehen... Auch dazu hab ich JETZT noch was zu sagen. Ich hatte so verdammt oft das Gefühl ich komm hier nicht mehr weg. Dabei hätt' ich einfach nur durch die Tür, den Flur hinunter gemusst und wär‘ weg... aber ich bin geblieben, weil man das so macht als Freundin. Man steht seinem Mann bei, man versucht ihn irgendwie zu supporten und man hält einfach durch. Das habe ich... und dann: Als es endlich mal soweit war und ich mich eben NICHT zwischen meiner Heimat und meinem Liebsten entscheiden musste und wir endlich gemeinsam an dem Ort sein konnten, an dem ICH mich wirklich Zuhause fühle und auftanken kann, brauchte es nur einen Anruf, der Dich wieder zu ihr zurück zieht... Sie war halt wieder wichtiger als ich.

                                                                                        "Nur weil Du das "schon schaffen                                                                                            würdest", heißt es nicht, dass Du das
                                                                                                                auch ertragen musst."

Und um nochmal auf ein, zwei Sachen nach Beziehungsende einzugehen. Ich hätte nie gedacht, dass ich einen Menschen tatsächlich einmal neu kennenlernen würde. Aber siehe da, "Sag niemals nie!" Hab ich ja eigentlich gelernt. Ich hätte nie gedacht, dass Du so sein kannst. So rücksichts-, respekt-, und anstandslos!
Soweit ich mich erinnere, hab ich Dich nie um etwas gebeten. Bis zu diesem einen Tag. Du erinnerst Dich nicht? Ich werd' Dir mal auf die Sprünge helfen. Ich bat Dich mich abzuholen, nachdem ich am Vorabend 1h lang Todesangst hatte und im Bad gefühlt kurz davor war zu kollabieren. Du wolltest den RTW rufen - fällt's Dir wieder ein? Nur dieses eine Mal hätte ich Dich wirklich gebraucht - und Du warst nicht da. Und warum nicht?! 

NA DA WAR DIE NEUE DANN SCHON WIEDER WICHTIGER ALS ICH!!!

Wieso in aller Welt, hab ich mir 3 gottverdammte Jahre den verdammten Arsch aufgerissen, Dein Kind erzogen, Dich selbstbewusster, sportlicher und hoffentlich auch irgendwie etwas weiser gemacht, wenn alle anderen Bitches immer wichtiger sind als ich?! Wozu stand ich immer hinter Dir, hab Dich immer dazu gebracht noch ein Stück weiter zu denken, Dich bekocht, Dich gepusht, Dich erkennen lassen, dass Du gut genug bist, genau so wie Du warst - für mich?! Wozu? Um mir dann nach 8 verfickten Tagen zeigen zu lassen, dass ich von allen Frauen in Deinem engstirnigen, mehr-Schein-als-sein-Leben die unwichtigste war? Na besten Dank auch - für diese grenzenlose Wertschätzung, von der Du ja ganz offenkundig glaubst Du hättest sie. Ach nein, ich vergas - Du kennst das nur im materialistischen Bereich, zwischenmenschlich ist das was ganz anderes. Erinnerst Du Dich noch daran, dass Du meintest, wenn ich meine Kette und meinen Ring abnehme, wenn ich zu ihm fahre, würdest Du Dich so ausgesperrt fühlen? So als existierst Du gar nicht?! Und siehst Du was Du jetzt machst? Ich musste mir bis Dein Vater die Küche renoviert hat, das scheiß Foto von Dir und Deiner Ex-Frau reinziehen, weil Du nicht die Eier hattest, Deinen Eltern zu sagen, dass die den Mist mal abhängen sollen und ich bin noch nicht mal ausgezogen, da ist "unser Kapitel", wie Du es so UNschön genannt hast, auch schon ausradiert. Mich gab es nie! Nirgends. Kein einziges Foto hat den "Löschen-Button" in den Sozialen Medien überlebt. (Na Hauptsache Du behältst alle Nacktbilder, nicht wahr?! Sex ist immerhin total wichtig, auch wenn man schlecht darin ist.) Hast Du mal Bilder von meinen Exen bei meinen Eltern rumstehen sehen? Natürlich nicht! Denen musste ich das auch nicht sagen, die kommen da von selbst drauf! Von denen hab ich meinen Anstand schließlich auch beigebracht bekommen. Die tauschen sogar die komplette Bebretterung am Steg aus, weil da unsere Initialien eingeritzt waren, und Du..? Du schaffst es nicht mal eine Uhr abzuhängen oder Deine Eltern darum zu bitten, nachdem ich das erste Mal da war und es sogar angesprochen habe?! Dein fucking Ernst?!


Mir ist schon klar, warum Du das machst. Weil Du diesmal alles richtig machen willst. Weil Du wie immer damit beschäftigt bist, es allen anderen recht zu machen, damit sie Dich lieben. Weil Du ein Scheidungskind bist, das ganz tief drinnen in seinem Kindheits-Ich noch immer nicht begriffen hat, dass Du es Dir nicht verdienen musst geliebt zu werden.  
Ich weiß, dass durchschnittsglücklich Dir schon immer gereicht hätte - aber ich wollte einfach schon immer mehr! Mehr vom Leben. Und ich wollte Dich mitreißen, weil ich geglaubt habe, Du hättest es verdient. Aber kaum waren wir auseinander, warst Du wie ein anderer Mensch. Und jetzt mal ganz ehrlich: Ich weiß, dass ich sagte ich grolle Dir nicht mehr, weil meine Wut und Enttäuschung über Dich mich auffrisst. Aber weißt Du was? Einmal muss einfach alles raus. Was hab ich mir in den 3 Jahren schon zu Schulden kommen lassen? Nichts! Ich habe ALLES alles richtig gemacht! - Bis Du mir erlaubst hast mit meinem Trainer zu vögeln!
Und dann? Es ist nicht erwachsen wenn man sich total diplomatisch unterhält, nachdem man herausfindet, dass die Frau mit einem anderen geschlafen hat. Das ist unnatürlich! Und Du bist auch nicht "deeskalierend", Du bist einfach konfrontationsscheu! Du willst Dich nicht streiten, weil Du Angst hast, dass das die Liebe mindert, die die andere Person für Dich empfindet. Aber das passiert nicht und wütend zu sein eine ganz natürliche und angemessene Reaktion. Sie beruht auf Emotionen. Urinstinkten! Dem natürlichsten und menschlichsten überhaupt. Wann verstehst Du das endlich?
Egal mit wem Du versuchst das Loch in Dir drin aufzufüllen, der Lückenfüller wird niemals groß genug sein, wenn Du nicht endlich lernst, zunächst mal mit Dir selbst zufrieden zu sein.

                                                                                                                 "We had to get lost
                                                                                                        to find each other again"

Mach's gut...
Da für Dich "aus den Augen" (zumindest in meinem Fall und aus welchen Gründen auch immer - bevor Du das hier gelesen hast)  auch gleichzeitig "aus dem Sinn" bedeutet, gehe ich nicht davon aus, dass wir uns nicht nochmal wiedersehen.
                                                                                                               
 
Allerdings bin ich mir sicher, eine Sache, die Du tatsächlich von mir gelernt hast, ist "Der Anfang und das Ende sind immer am wichtigsten." Egal ob bei einem Song, einem Brief oder einem Post.
Darum würde ich abschließend gern etwas "Nettes" sagen... Sowas wie "Ich wünsche Du wirst glücklich mit ihr", aber tatsächlich brauchst Du eher sowas wie "Werd' glücklich mit Dir."




...weil wir beide wissen: Nach mir gibt's nur noch ein Downgrade.


Mittwoch, 29. September 2021

Exen

"Ich bin nicht länger Dein sicherer Hafen,
den Du nur dann zu schätzen weißt, 
wenn die See stürmisch ist."
 
Vor wenigen Tagen, gab es einen Moment in dem ich eine kleine Geschichte erzählte, die meine Eltern in ein sehr schönes Licht rückte. Sie haben in meiner Abwesenheit eine Kleinigkeit für mich gemacht, die mir meine Rückkehr in die Heimat vereinfacht hat. Zu dieser Geschichte, gehörte auch einer meiner Ex-Freunde, wenn auch nur in einem einzigen Satz. Fakt ist: bei dieser Geschichte ging es um meine Eltern und ihre nette Geste. Solche Momente gibt es öfter Mal. Ich lasse den Teil mit meinem Ex-Partner dann natürlich nciht aus, weil die Geschichte dann meisten weniger Sinn macht bzw. Fragen aufwirft, die einfach nicht gestellt werden müssten, wenn ich diesen einen Satz dazu noch los werde. Zunächst mal ist es ja nicht meine Schuld, dass ich die meiste Zeit meines Lebens vergeben war (how dare you? wie konnte ich mich nur immer wieder auf's Neue verlieben und Partnerschaften eingehen?! Gibt's doch wohl nicht!) Und zweitens sehe ich den Sinn dahinter gar nicht etwas mit Absicht zu verschweigen, wenn es doch da war und Teil der Geschichte ist.
Der Kommentar, der mich in besagtem Moment getriggert hat war: "Sie spricht viel von ihren Ex-Freunden!" Entschuldige mal! Es ist ja jetzt nciht so, als gäbe es kein anderes Thema für mich. Aber sie waren ja nunmal da. Und ich werde mir sicher nicht die Mühe machen und vor'm Mund aufmachen nochmal fix darüber nachdenken aus wie vielen "wirs" ich stattdessen "ichs" machen muss, damit ja niemand auf die Idee kommt, dass ich das eigentlich mit einem meiner Verflossenen unternommen hab. So weit kommt's noch, dass ich mir diese Mühe für die mache. Und ja, das wäre meine Erachtens nach sehr viel mehr Lob (weil Aufwand) als sie einfach mal kurz in meiner Erzählung auftauchen zu lassen. Was mich aber am meisten stört, bzw. was ich mich bei solchen (melodisch ganz eindeutig negativ konnotierten Äußerungen) frage, ist: Wieso stört es die anderen?

Es sind doch die Menschen, mit denen ich einen nich unerheblichen Teil meiner Lebenszeit verbracht hab. Die Menschen, mit oder wegen denen ich sowohl meine schönsten Stunden als auch meine schlimmsten Nächte verbracht habe. Es sind die Menschen, die mich geprägt haben und die mich zu großen Teilen zu der Person gemacht haben, die heute hier für Euch schreibt. Klar, sie alle haben irgendwo an einer oder mehreren Stellen (die vermutlich wichtig waren) auf ganzer Linie gnadenlos versagt… aber dennoch haben sie alle ihre Daseinsberechtigung in meiner Geschichte. Sie sind ein Teil von mir. Ein Teil der mich besser, schlauer und stärker gemacht hat… Teilweise eben auch durch ihr Verschwinden aus meinem Sichtfeld. Wieso also totschweigen, dass es sie gab? Wieso ihre Namen vergessen und gute Geschichten unerzählt lassen, wenn sie doch nunmal passiert sind? Nur weil sie mit ihnen passiert sind? Den Exen? Nur weil sie aus der Vergangenheit stammen? Deswegen sind die Geschichten nich schlecht - genauso wenig wie die meiste Zeit mit ihnen. Klar, ich weiß immer woran die gescheiterten Beziehungen letztlich gescheitert sind, aber trotzdem ist es doch nicht falsch sich gerne an die guten Dinge (auch mit Ex-Partnern!) zu erinnern und davon zu erzählen, wenn einem was aus dieser Zeit einfällt oder etwa doch? 
Natürlich erzählt man nicht von der Nacht seines Lebens wenn die Schwiegermama in spe. daneben sitzt, aber wieso nicht von dem leckeren Eisladen erzählen in dem man vor 5 Jahren zusammen mit dem Damaligen DIE Sorte überhaupt entdeckt hat, wenn man doch genau weiß dass die Zuhörer sowieso fragen, wie man denn an diesen Laden geraten ist? Wenn man doch weiß dass man bei der Erklärung eh den letzten Stecher erwähnen muss? Also lieber gleich die ganze Geschichte! Ich bin eh immer für Vollständigkeit. Ist doch meine Geschichte!
Damit kommen viele wie ich festgestellt habe nich klar. „Sie redet viel über ihre Ex-Freunde“… Wenn ihr wüsstest wie oft ich mir auf die Zunge beiße. Aber meine besten Zeiten waren nunmal mit Menschen, die heute nicht mehr Teil meines Lebens sind - das hat Gründe, natürlich, aber vor diesen waren die Zeiten gut und teilenswert. Ich war nunmal nie lange alleine - auch wenn ich das gut kann.
Vielleicht "challenge" ich mich mal selbst und werde ab 01. Oktober kein Wort über irgendeinen Verflossenen verlieren… und dann mach ich mir Striche, wie oft ich tatsächlich die Klappe halten musste und wie oft die Zuhörer mich dann doch danach gefragt haben (was ich natürlich vorher gewusst und deswegen erwartet habe).
Ich finde das ist eine gute Idee. So kann ich mich selbst prüfen, den tatsächlichen Aufwand einordnen und obendrein feststellen ob es überhaupt jemandem auffällt, dass ich eben keinen Ex-Freund mehr erwähne. Ich weiß ja nicht wie das bei anderen Menschen so ist, aber ich kann mich an besondere Ereignisse, Urlaube und Co, eben besser erinnern, wenn sie mit den Menschen verknüpft sind, mit denen ich sie erlebt habe. Die mir am nähesten stehenden sind da numal die Männer in meinem Leben gewesen - und von denen weiß ich ja wenigstens die Jahre, in denen sie ihr Leben mit mir geteilt haben... Na dann, ich bin gespannt.
Challenge exceptet!
 

Donnerstag, 15. Juli 2021

Von Enttäuschung und Respektlosigkeit

"RESPEKT ist kein Privileg
sonderen die einfachtse Form mit Menschen umzugehen."
[unbekannt]


Selten ist es mir so schwer gefallen einen Anfang für meine Texte zu finden. Ich weiß was ich fühle und auch dass es sich nicht gut anfühlt, so gar nicht, leider. Aber ich bin derzeit einfach nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu "Papier" zu bringen, weil ein Gedanke in meinem Kopf den anderen jagt und ich einfach weder einen sinnvollen Anfang, noch ein dazu passendes Ende finden kann. 
Ich bin enttäuscht.
Ich war schon einmal ähnlich enttäuscht von einem Menschen, von dem ich einst äußerst viel gehalten hab. Ich kann nicht sagen ob es diesmal schlimmer ist oder nicht, oder ob es sich grade einfach nur schlimmer anfühlt, weil die Emotion noch so frisch ist. Ich denke es ist tatsächlich schlimmer. Denn damals hab ich mich noch halb lächelnd und vom Glauben abfallend gefragt "Wie kann man nur so sein?" Mit "so" meinte ich damals so psychisch labil und charakterschwach... heute ist das etwas völlig anderes. Klar, das Vergehen heute mag für viele nicht so groß sein, aber jede Situation verdient es individuell beurteilt zu werden. Alle Parameter sind anders als früher und sein wir mal ganz ehrlich, man verzeiht doch eher den Schwachen - eben weil sie genau das sind.
Menschen machen Fehler. Das ist einfach Fakt! Auch ich habe einen Fehler gemacht. Doch ich hab versucht ihn abzuwenden, über Wochen, Quatsch, Monate! Weil ich stets einen respektvollen Umgang mit meinen Mitmenschen pflege und außerdem noch ein überaus hohes Maß an Anstand habe. Ich weiß was sich gehört und ich weiß, dass man manche Dinge einfach nicht tut und dass Notlügen manchmal eben auch einfach angebracht sind, um andere zu schützen. Diesmal frage ich mich allerdings schon wieder, wie man so sein kann, aber aus einem anderen Grund. Wie kann man, wenn man sich erst einmal seinen Respekt verdient hat - bei MIR! (jeder, der mich kennt, weiß wie unglaublich schwer das ist) - so verhalten, dass man ihn auf Schlag wirklich binnen eines einziges Tages, bzw. weniger Stunden (ja, auch ich brauch manchmal einige Zeit um drauf klar zu kommen, wie Menschen sind und sein können) komplett verliert? Wie? Ich kann es Euch ganz genau sagen!
 
In dem man sich völlig entgegen seiner Natur verhält und plötzlich allen Anstand, von dem man glaubte das der gegenüber ihn tatsächlich hat, einfach und achtlos über Board wirft. Man benimmt sich respektlos genau den Menschen gegenüber, die nahezu alles für einen geofpert, endlos viel ertragen und einem jede Hand gereicht haben, die sie hatten. Man ersetzt einfach die Person an seiner Seite - ohne Kampf, dafür aber mit purer Berechnung - gegen eine andere, von der man eigentlich weiß, dass sie das eigene Ego nicht aufbügeln kann, weil der eigene Maßstab mittlweile so hoch ist, dass man im Grunde für alle anderen versaut ist und nur noch durchschnittsglücklich werden kann. Man wirft achtlos die gemeinsame Zeit und alle verganenen, schönen Erinnungen weg, als wären sie völlig wertlos und ersetzt sie mit neuen.
 
Damals wusste ich wie man so sein kann. Schwach und verletzbar, eingemummelt in das eigene Leid, sich suhlend in "Ich bin ja das Opfer und kann gar nichts dafür"-Attitüden. Man ist so, wenn man kein Selbstwertgefühl hat und es ganz bitterböse nötig hat, sich von irgendwo Bestätigung zu holen... und sei es die beste Freundin, der Freundin.
Heute weiß ich nicht so ganz, wie man so sein kann. Respekt- und anstandslos, mit keinem großen Ego zwar, aber doch vielerlei guten Eigenschaften, die ich gefördert habe. Ich weiß nicht, wie man einfach umschalten kann, von "Ich liebe Dich" zu "Ich scheiß auf alles was wir hatten"...
 
Ich weiß es nicht...
Und ich weiß leider auch nicht was ich dazu sagen soll.
Nicht mein bester Post, aber ich glaube tatsächlich, dass ich noch nie in meinem Leben, in so kurzer Zeit, wirklich so tief enttäuscht von jemandem war. Wie gesagt, bei schwachen Menschen, versteht man es eher, aber bei Menschen, von denen man eigentlich mehr (sehr viel) gehalten hat... zieht es Dir den Boden unter den Füßen weg - egal wie fest Du, an wessen Hand, eben noch drauf gestanden hast.
 
Ich wünschte ich hätte diese Emotion nicht und es wäre mir völlig egal, aber ich hab schon immer gesagt, dass meine größte Angst darin besteht, mich zu irren. Vor allem wenn es um die Menschen geht, die mir die Welt bedeutet haben. Ich hab mich geirrt... und da ich immer drauf bedacht bin, meine Entscheidungen klug zu treffen, muss ich damit erstmal klar kommen. Ich weiß ich bin nicht fehlerlos, aber ich weiß was Antstand und Respekt sind und dachte ich würde mich nur mit einer ausgewählten Gruppe von Menschen "abgeben", die meiner Meinung sind. Ich habe mich schlichtweg geirrt - und das ist es was mir wohl am meisten in der Seele wehtut.

Ein Mann

Eine richtige Frau, braucht einen richtigen Mann.
Und ein richtiger Mann hat einen Bart.
[ich...]
 
Man braucht nicht immer Worte, weder schöne noch andere. Dennoch habe ich heute eine ganze Menge davon in meinem meistens viel zu lauten Schädel. Heute aber ist es angenehm hier drin - Meine Gedanken jagen einander nicht mehr und ich kann durchatmen. Seit einigen Wochen hab ich das drückende Gefühl allein sein zu müssen. Dass ich Raum brauche um atmen zu können und irgendwie einfach raus muss. Nach 2-3 Jahren in einer Partnerschaft ändert sich immer etwas. Man ist nicht länger blind für die Fehler des Anderen. Kleinigkeiten, über die ich anfangs noch gelächelt hab, sind nun Anlass für als Witz maskierte Sticheleien. Daher hab ich mich gefragt ob die magische Grenze meiner Beziehungen (bei 2,5 Jahren) tatsächlich auf die zufällig genau zu diesem Zeitpunkt eintretenden Schicksalsschläge meiner Verflossenen zurück zu führen ist oder ob es nicht doch allein an mir und meinem Anspruch liegt. Was für einen Mann brauch ich also eigentlich?
 
Zu dieser Thematik hab ich mir vor kurzem Gedanken gemacht. Was ich für eine Frau bin, weiß ich ganz genau. Ich setze Prioritäten! Schnell, so wie ich allein sie für mich für richtig erachte und vor allem ohne Rücksicht auf... andere, deren Meinung oder Verluste. Mein Leben, meine Prioritäten. Letztenendes sind es Entscheidungen, die zu treffen sind - und das fiel mir noch nie schwer. Klar, manchmal sind es auch die falschen, aber auch solche bringen einen weiter. Ich bin weiterhin eine Frau, die zu dem steht was sie sagt. Ich ziehe durch was ich anfange - ich quatsche nicht nur. Ich stehe zu meinem einst gegebenen Wort, ganz gleich wie lang es zurück liegt und ich habe Charakter. Woher ich das weiß? Charakter ist wie ein Reisepass - er zeigt sich an Grenzen. Ich stand schon oft an diesen Grenzen... und auch andere einst von mir für wichtig erachtete Personen standen dort. Ich kam weiter, sie nicht. End of Story.
Und was ich mir wünsche, ist ein Mann, der mich versteht, der meine Prinzipien nicht nur akzeptiert, sondern sie respektiert, sie versteht und sie nicht anficht. Mein Leben, meine Entscheidungen. Ich brauch einen richtigen Kerl. Nicht weil ich ihn tatsächlich "brauche", in diesem Sinn von Abhängigkeit des eigenen Glücks und dem ganzen Unsinn. Sondern eher weil.... Wenn man selbst (als Frau) immer diejenige war (oder ist), die das Zepter in der Hand hält, die alles regelt, alles allein kann und auch schafft und sich sowieso immer um alles kümmert und an alles denkt, dann ist es schön auch mal Kontrolle abgeben zu können. (Ha! Das ist der Punkt über den ich mir vor kurzem Gedanken machen wollte, aber nicht weit kam. Dazu dann wohl im nächsten Post mehr) Ich hab ja gern die Hosen an, aber ab und zu ist es auch mal schön, nicht selbst der Herr im Haus (der Kerl) sein zu müssen. Manchmal möchte auch ich einfach mal jemandes Mädchen sein können. Und sich von jemandem in den Arm nehmen zu lassen, nachdem er sagte "Komm mal her, Baby" ist schwierig, wenn man ihm die "Macker-Rolle" nicht so ganz abnehmen kann. Auch wenn ich jetzt "Macker" gesagt hab und das bei den meisten doch etwas negativ konnotiert ist, meine ich das jetzt keinesfalls so. Ihr Kerle seid nunmal die Kerle! Ab und an darf man das auch in der heutigen Zeit noch merken und Ihr ein bisschen den Macker raushängen lassen. Deswegen muss man sich nicht gleich wie ein Arschloch benehmen - das ist was anderes! Fakt ist: Auch Frauen wie ich, kleine Emanzen, die alles selbst geschissen und auf die Kette kriegen, die alle für durchweg selbstbewusst und stark halten, brauchen hin und wieder ne kleine Auszeit von ihrer Anführer-Rolle und wollen sich dann gerne mal in die Arme ihres Beschützers fallen lassen. Und ganz ehrlich: Darin gehen die meisten von Euch doch auf, Männer. Oder was?! Sich mal n bisschen von der Frau anhimmeln zu lassen, die Euch eigentlich nicht braucht, ist schon was Feines.
Und wenn man sich sicher ist, dass man alles hat was man braucht, dann passiert - natürlich - mal wieder irgendetwas total Unvorhergesehens. Wie das Leben so spielt, hm?! So auch bei mir.

Ich habe einen Mann kennengelert! Einen richtigen Mann - in der wahren Bedeutung des Wortes. Einen Mann, dessen unermessliche Begabung und Selbsicherheit wie aus einer anderen Welt stammen. Einen Mann, bei dem ich mir sicher nicht unsicher sein müsste, ob sein Selbstvertrauen durch mein eigenes Ego nach 2-3 Jahren leiden wird, wenn er feststellt, dass ich genauso Eier hab wie er. Einen Mann bei dem DAS definitiv nicht passieren kann, weil er weiß wer er ist. Sexy...
Anfangs war ich irritiert, weil etwas in der Luft lag, was definitiv über spaßige Flirterei hinaus ging, es aber zu keinerlei Berührung kam - weder beabsichtigt und kontrolliert, noch flüchtig und beiläufig. Dann - Wochen später - als dieser Punkt überschritten war, war ich fasziniert von seiner unumwundbaren Art sich mir zu nähern, mich zu berühren. Es gab keine tastende Unsicherheit in seinen Gesten und Bewegungen, keine um Erlaubnis bittende Berührung. Er hat nie einen Vorwand gesucht mich anzufassen - er tut es einfach, weil er es will (und weil er spürt, dass ich es will). In seiner Gegenwart fühle ich mich nicht nur begehrt, sondern auch sicher. Ein Paradebeispiel von Paradoxon in meiner Welt. Eine Kombination, die sehr selten, aber doch wünschenswert für mich und mein Wesen ist. Ich bin die Beute, ohne gehetzt zu werden. Ich genieße die Jagd und kann selbst bestimmen ob (und wann) ich mich fangen lasse. Auch ziemlich sexy...
Der Mann rein optisch? Äußerst attraktiv... und muskulös. Das geht bei mir meistens miteinander einher, ist diesmal aber tatsächlich in den Hintergrund gerutscht. Körperliche Größe z.B. ist ein Punkt, der mir persönlich wichtig ist. Wahnsinnig oberflächlich, aber gesteht es mir zu, denn auch ich gönne mir diese Oberflächlichkeit, die Außenstehende nunmal gern herablassend als solche bezeichnen. Wir haben jedoch alle Dinge, die wir schön, anziehend, sexy oder einfach geil am anderen Geschlecht finden... Ich habe mir immer einen Mann gewünscht, der etwas größer ist als ich. Unter anderem auch, damit ich ihn als solchen in seiner Rolle ernst nehmen kann. Dieser Mann jetzt... nur geringfügig kleiner als ich, kompensiert zu meiner totalen Überraschung mit seinem Ego ALLES. Einfach alles! Er könnte sie alle haben, mit einem Fingerschnippen, aber er will (irgendwie) mich - und ich genieße das Spiel!
Mittlerweile kann ich in seinen Blicken lesen. Seine braunen Augen verraten mir was ansteht, aber erst kurz bevor die Windstille dem Sturm weicht. Der Sturm ist in diesem Szenario allerdings kein animalisches Übereinanderherfallen, sondern eher der Sturm der sich in meinem Inneren schlagartig ausbreitet, sobald er mich mit seinen Händen berührt. Es ist als würde etwas in mich hinein und dann durch mich hindurch strömen, sobald seine Haut auf meine trifft. Diese Spannung gepaart mit dem Vertrauen, das ich ihm entgegen bringen kann... Die Aura die ihn umgibt... Das Kribbeln wenn ich ihm nah genug bin um seinen Atem zu hören oder sein Herz spüren zu können... Gerade genug um es auszuhalten und zeitgleich genießen zu können. Das sind für mich ganz neue Welten, bei einem Mann. Verliebt? Nein. Verliebt bin ich nicht. Es mag ja sein, dass die Männer einst das Feuer entdeckt haben, aber wir Frauen, wissen verdammt gut, damit zu spielen. Nochmal: Ich genieße das Spiel.
In seiner Gegenwart fühle ich mich leicht. Das liegt nicht nur daran, dass er mir körperlich überlegen ist, sondern auch daran, dass wir rein intellektuell und kommunikativ auf derselben Stufe stehen. Ich brauche nichts vor ihm verbergen, denn er sieht es sowieso. Ich brauch nichts sagen, wenn ich etwas nicht sagen möchte, er weiß es. Er merkt (korrigiere: fühlt) einfach alles. Ich kann ich sein, ohne ihn wissen zu lassen, was er nicht wissen soll. Er nimmt mich so wie ich bin, mit allen Infos die er bekommt – und fragt nicht nach denen, die ich ihm nicht geben möchte.
Die Art wie er mich ansieht und anlächelt… Seine Miene ist immer freundlich und zeitgleich entschlossen. Er sieht alles und versteht mich, ohne dass ich ein einziges Wort sagen muss. Anfänglich habe ich nach Aufschluss gesucht. Was das hier, das mit uns, wir beide.. ist. Und was es werden kann. Dann hab ich damit aufgehört und einfach genossen, dass es überhaupt da ist.
 
Es passiert mir äußerst selten, dass ich nicht über etwas nachdenke und die Dinge einfach auf mich zukommen lasse, aber diesmal ist es in einem schleichenden Prozess eben doch passiert. Ohne dass ich gemerkt hab, dass ich aufgehört hab zu zerdenken und anfing einfach zu genießen. Ich lass mich treiben - ich hoffe, das kann noch eine Weile so bleiben. 
 

Dienstag, 6. April 2021

Intimität - Zwei verschiedene Paar Schuhe

"Du bist nicht so die Küsserin, oder?
Ich nämlich eigentlich schon..."


Tja, eigentlich bin ich das schon. Küssen ist ne ziemlich schöne Sache, die man auch tun kann, ohne tatsächlich intim mit jemandem werden "zu müssen"... oder?! Ist das wirklich so? Ist Küssen quasi nur eine Vorstufe des eigentliches Aktes und weitaus weniger intim als Sex? Ich glaub ich stehe da mit meiner Meinung zu diesem (ja, jetzt wird's zu einem) ganz speziellen Thema, tatsächlich ziemlich allein auf weiter Flur. Nachdem mir dieses Zitat auf einer Gassi-Tour wieder in den Sinn gekommen ist, hab ich darüber nachgedacht, wie mein Gegenüber überhaupt auf die Frage kam. Klar, wenn man bereits intim miteinander war, aber die große Knutscherei auf dem Weg dahin ausgeblieben ist, mit der sowas ja eigentlich immer anfängt, dann ist das schon irgendwie... komisch? Besonders? Anders? Wieso war ich in diesem Moment (diesen Minuten, Stunden oder was auch immer) so? Ich hab darüber nachgedacht!
Die Frage, die hier bei mir, für diesen Kontext, an oberster Stelle steht, ist: Ist Sex tatsächlich die intimste Handlung, die zwei Menschen miteinander vollführen können? Nun, ich denke nicht, nein. Vor geraumer Zeit stand ein Mann vor mir, als wir uns unterhielten, dessen Individualabstand sehr viel geringer ist als meiner. Ob das ein grundlegendes Merkmal seines Wesens ist oder ob das tatsächlich nur bei mir zum Vorschein kommt, weil er sich irgendwie von mir angezogen fühlt, sei mal dahin gestellt. Das ist auf jeden Fall das, was ich wahrnehmen konnte - Der Abstand zu mir, fällt sehr gering aus. Dieser Mann stand also vor mir, während wir miteinander redeten. Vielleicht einen halben Meter entfernt und hinter mir, im Flur, war nicht all zu viel Raum (zum Flüchten^^). Als er sich mir dann ganz unscheinbar - und ich bin mir sicher auch unbewusst und ohne jegliche Hintergedanken - etwas weiter nährte, machte ich ganz automatisch einen mittelgroßen Schritt zurück. Ja, ich hab absichtlich nicht kleinen (oder großen) gesagt, denn beides träfe nicht zu. Er spürte das und wich gefühlt denselben Abstand den ich mir nahm, auch nochmal nach hinten aus. Ich weiß noch, dass ich mich selbst ertappt fühlte, als ich den Schritt machte ohne es meinem Körper quasi zu befehlen und dass ich mir unhöflich vorkam, weil ich mir sicher war, dass keine rüpelhafte Absicht hinter seinem Handeln ssteckte. Aber ich brauchte mehr Raum und ich nahm ihn mir nicht nur, ich bekam ihn auch von ihm zugestanden.
Warum aber war mir das in diesem Moment so unangenehm? Ich kannte den Kerl schon seit geraumer Zeit. Wir umarmten uns zur Begrüßung, gingen entspannt miteinander um und flüchtige Berühungen, wie sie im Alltag nun einfach manchmal nicht ausbleiben, wenn man sich auf dem selben Raum befindet, waren völlig normal und auch wertfrei. Dieser Moment aber, zwischen Türzarge und Flur, der war anders. Und wieso? Weil es unsere Gesichter waren, die sich so nah waren und nicht unsere Gürtellinien. Einfache Erklärung für mich, mit meiner Einstellung, aber ich will Euch erläutern wie ich das meine.
Sex wird allgemein als eine sehr intime, oftmals sogar als intimste Handlung überhaupt zwischen zwei Menschen definiert. Klar, ich versteh auch warum. Man ist sich bei diesem Akt nämlich nicht nur nah, man ist quasi eins. Vertrauen spielt für viele (vermutlich mehr Frauen) hier eine große Rolle, weil man sich näher nicht sein kann und den Mann ja nun im Wahrsten Sinne des Wortes in sich hinein lässt. Voll heiliger Tempel und so. Aber ist der Geschlechtsakt an sich (boah, watt n unsexy Wort!^^) tatsächlich so wahnsinnig intim? Ich meine, was ist mit Prostitution? Menschen - meist Männer - bezahlen für Geschlechtsverkehr mit einer Person, die rein gar nichts für sie empfindet.
Kurzer Exkurs: In unserern Intimzonen sitzen zwar schier unendlich viele Sinnesrezeptoren, aber die Seele sitzt woanders und sollte die nicht Teil eines so besonderen zwischenmenschen Zusammenspiels sein? Ist das nicht der Sinn hinter dem Eins-sein? Ich weiß nicht wir Ihr das so seht oder ob Ihr überhaupt an sowas wie eine Seele glaubt, aber in vielen Kulturen ist es so, dass die Seele untrennbar an ein bestimmes Organ gebunden ist. Oftmals werden hier Herz, Hirn, Kehle, Blut oder gar Haare genannt. Ich glaube, die Seele sitzt genau dort, wo sie den Menschen, die richtigen Entscheidungen treffen lässt. Auf halbem Weg zwischen Herz und Hirn - in der Kehle. Wir alle haben diese kleine Kuhle, unten am Hasende, zwischen den Schlüsselbeinen. Dort wo viele Frauen den Anhänger ihrer Kette tragen, der für sie etwas wesentliches darstellt. Amulette mit Bildern der Liebsten z.B. werden nicht an überlangen Ketten getragen, die einem vor dem Herzen rumbaumeln, denn dort sind gebliete Menschen meist schon. Die baumeln stattdessen dort wo die Seele sitzt.
Die Prostituierten schlafen mit den Männern ohne mit der Wimper zu zucken. Frei nach dem Motto "Ist doch nur Sex", aber die 'edlen' Prostituierten (zumindest hört man das so immer) küssen ihre Freier nicht, zumindest nicht auf den Mund. Wieso nicht? Weil man dazu tatsächlich Gefühle braucht? Gefühle, die etwas mit Leidenschaft und nicht nur mit primitiven Trieben zu tun haben? Sicher! Küssen ist ja auch etwas Menschliches! Sex haben alle Lebewsen auf die eine oder andere seltsame oder komische Art und Weise und wir bilden uns auch ein, dass manche Tiere sich küssen, rumschnäbeln oder gar lieben. Aber Fakt ist, dass es im Tierreich eher ein Balzen und den anderen Bezirzen ist, und dazu gehört eben dieses Verhalten. Wir Menschen, küssen aus und mit Leidenschaft. Der Liebe wegen, auch wenn sie vielleicht gerade erst entsteht. Nach dem vermeintlich harmlosen Händchenhalten ist der erste Kuss, der erste Moment in dem die Zunge, die des anderen berührt, der Augenblick auf den man gefühlt Ewigkeiten lauert. Es kribbelt einem in der Brust, raubt einem wahrhaftig den Atem und erst dann folgt alles Weitere. Sex... kann man auch ohne jegliches Kribbeln haben. Ein Trieb der befriedigt wird, ein Akt der die Miete bezahlt, ein Spaß weil einem langweilig war... Ich persönlich finde - zumindest wenn man die andere Person kennt und ihr einen gewissen Grad an Vertrauen entgegenbringen kann - die Knie auseinander klappen zu lassen, ist sehr viel leichter als jemandem - egal wie sehr man ihm vertraut -  mit dem Gesicht nahe zu sein.
Darum war es für mich unngenehm, besagtem Mann in diesem Moment in der Türzarge so nah zu sein. Es war nicht sein Schwanz, der mir zu nah kam und Gefahr barg, es war meine Seele, die nicht genügend Abtand zu seiner hatte. Mag jetzt vielleicht etwas zu sprirituell klingen, aber ganz so ist es nicht gemeint. Sich mit den Gesichtern so nah zu sein, dass man sich binnen 2 Sekunden küssen könnte, ist (zumindest für mich) viel schwerer zu ertragen, als wenn sich die Gürtellinien bei einer Umarmung berühren. Das ist wie mit Augen. Die Augen sind ja auch der Spiegel der Seele und nicht etwa die Vagina. Klar, die Augen sind der Seele ja auch näher...^^ Wenn sich jemand meine Vagina 10 Sekunden lang anschaut, kann ich das verkraften ohne den Blick abzuwenden. Bei direktem Blickkontakt mit einer Person, die mir vielleicht etwas oder aber rein gar nichts bedeutet, ist es wesentlih unangenehmer standzuhalten.
Versteht Ihr was ich meine? Ich finde eben nicht, dass Sex wirklich das intimste Szenario ist, was zwei Menschen miteinander teilen können. Es ist letztlich ein Trieb, der geweckt und dann befriedigt wird. Jeder kennt die Situation, dass man eigentlich müde ist und schlafen will, der Partner dann aber gewisse (intime!) Körperstellen berührt und liebkost, die einen dann plötzlich doch wach und auch erregt werden lassen. Ein Knopf aus der Urzeit, den man nur zu drücken wissen muss. Zum Küssen aber muss man aktiv teilnehmen und sich nicht nur "befummeln" lassen. Küssen ist immer etwas Aktives zwischen zwei Menschen, Sex kann durchaus auch total passiv sein. Keine Leidenschaft, keine Gefühle, keine Seele mit im Spiel.
 
Das bringt mich zur nächsten Frage: Wenn somit klar ist, dass Küssen für mich, an sich, die intimere Handlung im Vergleich zu Sex ist, wieso wäre es dann rein hypothetisch, schlimmer wenn mein Partner Sex mit jemand anderem hat und ein Kuss wäre dann eben nur ein Kuss? Klar, kommt es beim Kuss auch immer etwas auf die Art und Weise an (Ein alkoholisiertes Bussi auf den Mund ist was anderes als leidenschaftliches Geknutsche hinter der nähsten Ecke...) aber ich glaub darüber muss ich erst noch nachdenken.